V: Ein Wettbewerber, Google, hat Android. Sie haben ein schwieriges Verhältnis mit Google, was dieses Thema angeht
Volozh: Ich sehe diese ungleiche Situation natürlich, aber wir verfügen über kein eigenes Betriebssystem. Die Situation ist kompliziert, aber bedeutet nicht, dass wir den Anschluss verpasst hätten.
Man darf nicht vergessen, dass ein lokaler Player mit Google nicht konkurrieren kann. Yandex hat weltweit gesehen rund 3 Prozent Marktanteil und das ist nicht annähernd vergleichbar mit Google. Dennoch haben wir Yandeks.Kit, das für Russland und die Türkei bereits funktioniert.
Wie schwierig immer noch die Verbindung von Hard- zu Software ist, verdeutlicht ein Beispiel aus der Türkei, bei der sich Hersteller geweigert haben unseren Kartendienst vorzuinstallieren.
Mögliche Lösungen könnten in der eigenen Entwicklung eines „Super-Produktes“ liegen. Keiner kauft ein Smartphone ohne vorinstallierte Facebook-App. Ich denke nach wie vor, dass für die Verbreitung und Vermarktung Facebook oder beispielsweise VKontakte sehr wichtig sind. Insofern sind hier die sozialen Netzwerke in einer wichtigen Position, sie können verhandeln.
Immer mehr wichtige Funktionen werden aus dem einst offenen Android in geschlossene GMS (Google Mobile Services) verschoben
Yandex hat eine insgesamt schwächere Verhandlungsposition: Karten, Suche und E-Mail gibt es bei zahlreichen anderen Anbietern. Das heißt, dass wir mit einem sehr innovativen Produkt auf den Markt müssen, auf den die Verbraucher förmlich gewartet haben und sich danach sehnen werden. Bestes Beispiel ist unser Kartendienst in der Türkei und in Russland, der ein sehr beliebtes Produkt ist, welchen aber die Hersteller von Smartphones trotzdem nicht in die Hardware vorinstallieren. Sonst wäre er noch bekannter und verbreiteter. Aber in die Richtung müssen wir grundsätzlich hin.
Es ist fast unmöglich, Entwickler davon zu überzeugen, Anwendungen für Ihre Plattform extra zu schreiben. Auch wenn ich unser „Yandeks.Kit“ jedem Nutzer in Russland und der Türkei persönlich verschenke.
Und dann werde ich zu „Rovio“ kommen müssen und sagen: „Sie haben bereits „Angry Birds“ für das iPhone und Android kreiert, investiert also nun noch Zeit und Geld und macht uns „Angry Birds“ für Yandex“. Es ist unmöglich.
Ein Ökosystem – ein natürliches Monopol – ist für die Menschheit dann von Vorteil, wenn es davon nicht viele gibt. Wenn Entwickler seine Produkte für iOS oder Android freiwillig erstellen, hat Microsoft oder Amazon bereits ein Problem damit.
[Anm. der Red. sogar Xiaomi, die aktuelle Nummer drei auf dem Handymarkt scheint hier mit seinem „Miui“ ein Problem zu haben, welches anscheinend durch Crowdsourcing gelöst werden sollte. Jedoch klappt es noch nicht so gut.]Weiterhin bleibt die Möglichkeit, mit kleineren weniger bekannten Unternehmen eine alternative und offene Plattform zu erstellen. Man muss wissen, dass Android ursprünglich eine offene Plattform war. Ohne Android wären Smartphones heutzutage nichts. Android präsentiert sich jedoch mehr und mehr zu einem vollständig geschlossenen System, wo keiner außer Google hineinkommt. Alle wichtigen Funktionen aus dem offenen Teil werden immer mehr in die geschlossenen GMS (Google Mobile Services) verschoben.
Lesen Sie dazu: Kampf gegen Googles Android-Monopol: Europäische Kommission sucht Rat bei Yandex!
Wie ich finde, sollte man an einer weiteren Öffnung arbeiten und sich auf Standards und Regeln für offene Plattformen verständigen. So könnten Anwendungen und Standards geschrieben werden, die auf jedem Gerät ausgeführt werden könnten.
Lesen Sie weitere Teile des Interviews
Teil 1: Interview mit Arkady Volozh, Gründer und CEO von Yandex
Teil 2: Android, Google Mobile Services und der Markt mobiler Anwendungen
Teil 3: Big Data
Hinterlasse als Erster einen Kommentar