Mail.ru setzt seinen Expansionskurs fort und holt sich die fehlenden 48,01 Prozent des Kuchens von VKontakte und überführt damit alle Unternehmensteile. Bedenkt man, dass bis zu diesem Tage ein bereits langer, schwelender Rechtsstreit zwischen USP und Usmanov (Mail.ru Group) auf der einen Seite und Gründer des russischen Sozial Netzwerkes Nummer 1 Pavel Durov auf der anderen geführt wurde, brachte der Abschluss ein doch wohl einvernehmliches Ende der Streitigkeiten.
Inwiefern da Verhandlungen am grünen Tisch zu der Entscheidung führten, wird sich zeigen. Fakt ist, dass alle Rechtsstreitigkeiten außergerichtlich beigelegt und alle Verfahren eingestellt wurden.
VKontakte Firmenwert: 2,07 Mrd. US-Dollar
Der 16. September wird in der Firmenchronik zu dem Tag werden, an dem VKontake ganz an Mail.ru ging. Fortan muss sich niemand im Unternehmen mehr mit Sperrminoritäten oder anderen unangenehmen Dingen herumschlagen, die Entwicklungen bremsen könnten.
Fehlende 48% kaufte Mail.ru Group von UCP!
Die Transaktion belief sich auf 1,47 Milliarden US-Dollar, dabei floss die gesamte Summe auf einmal. 585 Millionen US-Dollar hat sich dabei das Unternehmen bei der Gazprombank als Kredit für 4 Jahre genommen und zahlt einen Zinssatz von 11,5 Prozent dafür. Möglicherweise ist diese Kreditaufnahme nicht auf Liquiditätsengpässe von Mail.ru zurückzuführen, sondern ist eher steuerlicher Natur. Rechnet man die früheren Anteilskäufe an VKontakte mit ein, kommt die Summe von 2,07 Milliarden US-Dollar zusammen.
Mehr zum Thema VKontakte:
VKontakte auf der Liste größter russischer Unternehmen
Soziale Netzwerke boomen immer mehr in Russland
Diese 48% wurden durch Mail.ru Group von Blesmir Development und Palagon – die beide zu United Capital Partners (UCP) gehören. Zur Erinnerung: Mail.ru besitzt zwei weitere der beliebtesten sozialen Netzwerke in Russland – „Odnoklassniki“ und „Moi Mir“.
Mail.ru Ausrichtung auf Social Media
Nicht erst seit den letzten Beteiligungen und Übernahmen der Mail.ru Gruppe wird deutlich, dass das russische Unternehmen sich sehr stark in Richtung Social Media orientiert. Im März 2014 war das Unternehmen in der Lage durch den Erwerb der Bullion Development, die rund 12 Prozent an VKontakte hielten, die Anteilsmehrheit zu erlangen.
Mehr zur Mail.ru-Group
Mail.ru wird 15
Mail.ru erfolgreich 2012-2013
Mail.Ru startet neuen mobilen kennwortlosen E-Mail Service @my.com
Hinter den Beteiligungen an VKontake waren bis zur vollständigen Übernahme durch Mail.ru, die verschiedensten Personen, Unternehmen und russische Investoren involviert, die weitreichende Kontakte zu anderen Unternehmen hatten, die auch keine Unbekannten bei VKontakte waren.
Die 12 Prozent von Bullion Development gehörten früher Pavel Durov, der es aber dann nachfolgend an Ivan Tavrin weiter veräußerte, der auch Geschäftsführer von Megafon ist (einer der größten russischen Mobilfunkdienstleister).
UCP
Im Frühjahr 2013 bekam UCP die erwähnten 12% an VKontakte von Mitbegründern des Sozial Netzwerks, Vyacheslav Mirilashvili und Lew Lewiew, wobei Durov erst später davon Wind bekam. Im April reichte Durov in London eine Klage ein, bei der ein vorangegangener Deal zwischen den Beteiligten für nichtig erklärt werden sollte. Als Reaktion auf die Klage von Durov, reichte UCP eine Klage gegen Durov ein, bei der er für die etwaige Veruntreuung von Firmengeldern bezichtigt wurde, die er für die Entwicklung von Telegram Messenger verwendet haben soll. Alles in Allem ein ziemliches Beziehungsgeflecht und Interessengemenge aller Beteiligten.
VKontakte: die Gegenwart und die Zukunft
Ungeachtet aller internen Differenzen, konnte man nicht gerade sagen, dass VKontakte in irgendeiner Art und Weise gelitten hätte. Der Umsatz im Jahr 2013 stieg um 14 Prozent auf 3,8 Milliarden Rubel an. Der reine Nettogewinn belief sich auf 53 Millionen Rubel. So kommt es auch, dass auch innerhalb des Unternehmens weiter positiv in die Zukunft gesehen wird.
„Die Konsolidierung der 100 Prozent an VK.com und die Beendigung aller Rechtsstreitigkeiten wird uns helfen uns weiter an die Entwicklung von Produkten zu orientieren. Wir respektieren auch das, was das Team von VKontakte in der Vergangenheit geleistet hat und jetzt weiter fortführt. Wir haben deshalb auch keinerlei Absicht hier Veränderungen vorzunehmen, nicht bei den Mitarbeitern und auch nicht bei bestehenden Produkten“
– sagte der CEO der Mail.ru Gruppe, Dmitry Grishin.
Hinterlasse als Erster einen Kommentar