Die Ukraine und der anglo-holländische Öl-und Gaskonzern Royal Dutch Shell haben einen Vertrag zur Förderung von Schiefergas geschlossen. Demnach werden von Shell Gasfelder in Yuzovsky Kharkiv und der Donetsk Region erschlossen. Die Unterzeichnung fand in Davos im Beisein des Präsidenten der Ukraine Viktor Janukowytsch und dem Ministerpräsidenten der Niederlande Mark Rutte statt.
Die Vereinbarung wurde vom Minister für Energie und Bergbau Eduard Stavitskiy und dem CEO von Royal Dutch Shell, Peter Voser unterzeichnet.
Der Tragweite der Entscheidung bewusst, Gas mit einer Methode zu fördern, die in den meisten Ländern, aufgrund der Gefahren für die Umwelt, verboten ist, gab man sich bei der Unterzeichnung entsprechend pathetisch.
„Wir wurden enge Freunde, mit Verwandten und haben jetzt eine gemeinsame Verantwortung. Heute haben wir die Geburt eines Unternehmens erlebt“
– so Janukowytsch.
Laut Janukowytsch werde die Beziehung beider Staaten über die Firma Shell nun wachsen. Rutte hingegen bekräftigte den Aspekt, dass beide Länder verstärkt an der Entwicklung neuer Technologien arbeiten werden. In den Augen von Rutte handle es sich um eines der vielversprechendsten Projekte der letzten Jahre.
Vor der Unterzeichnung des Abkommens stelle der Präsident in einem Interview fest, dass die Vereinbarung ein Vorteil für die Ukraine sei.
„Eine Investition in die Zukunft, weil wir dadurch unsere eigene Gasproduktion erhöhen können und neue Arbeitsplätze in der Region schaffen. Insgesamt wird sich das Wirtschaftswachstum durch dieses Projekt erhöhen“
, so der Präsident der Ukraine.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, plant der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch Shell im Yuzovsky Gasfeld der Region Donezk 10 bis 50 Milliarden US-Dollar zu investieren.
Shells Pläne im Yuzovsky Gasfeld (Region Donezk)
„Shell plant mindestens 10 Millarden US-Dollar zu investieren, dennoch ist davon auszugehen, dass die Summe sich auf mehr als 50 Millarden US-Dollar addieren wird“, so Umweltminister Proskuryakov.
Kürzlich billigte das Ministerkabinett den Entwurf über ein Abkommen der „Shell Exploration und Production Ukraine Investments BV“ und „Nadra Yuzovsky“ AG, bei der es um die Aufteilung der Fördermengen ging, die vor Ort in Yuzovsky gewonnen werden.
Man schätzt die Gasvorkommen in Yuzovsky auf 4200 Milliarden Kubikmeter. Das Schiefergas wäre somit auch mengenmäßig eine Alternative zum teuren russischen Gas.
Potenzial der ukrainischen Schiefergasvorkommen
Nach Angaben der Energy Information Administration der USA (EIA), schätzt man das ukrainische Schiefergasvorkommen auf 1,2 Billionen Kubikmeter. Somit hätte die Ukraine die viertgrößten Vorkommen dieses Gases nach Polen, Frankreich und Norwegen.
Die Ukraine selber verbraucht jährlich in etwa 60 Milliarden Kubikmeter Gas, von denen 40 Milliarden Kubikmeter aus Russland gekauft werden müssen – und das zu stetig steigenden Preisen.
Ministerpräsident Mykola Asarow sagte, dass die Nutzung des Gasfeldes bei Yuzovsky 10 Jahre möglich sei und die Fördermenge bei 10,8 Millarden Kubikmeter Gas jährlich liegen könne.
Von den europäischen Ölgesellschaften besitzt Shell den größten Marktwert. Der Reingewinn des britisch-niederländischen Riesen betrug im Jahre 2012 19.9 Milliarden US-Dollar.
Für die Erschließung des Gasfeldes Yuzovsky (Donezk/Charkiw Region) und die geologische Erkundung werden rund 1,6 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Man geht davon aus, dass bis zur letztendlich industriellen Förderung 30 Milliarden US-Dollar investiert werden müssen.
Shell und „Nadra“ Zusammenarbeit
Jeweils teilen sich beide Gesellschaften, Shell und auch die ukrainische „Nadra Yuzovsky“ Gesellschaft, die Investitionen zu gleichen Teilen auf. Shell wird jedoch der Betreiber des Projekts.
Die Presseabteilung von Shell gab bekannt, dass Verträge über eine Förderlaufzeit von 50 Jahren abgeschlossen wurden. Den Anfang bei der geologischen Untersuchung des Feldes wird in der Gewinnung seismischer und dreidimensionaler Daten sein. Im Anschluss daran wird es 15 Probebohrungen in die Tiefe geben. Man erhofft sich von diesen Untersuchungen Erkenntnisse über vorhandene Kohlenwasserstoffvorkommen.
Dabei bestärkt das Unternehmen Shell immer wieder, dass alle Arbeiten in Übereinstimmung mit internationalen Standards zum Schutze der Umwelt erfolgen werden. Wenn man jedoch sieht wie andere Länder, mit ebenfalls großen Schiefergasvorkommen, eine Förderung aufgrund der Risiken strikt ablehnen, bleiben sehr große Sicherheitsbedenken.
Die Zusammenhänge und logische Schlussfogerungen
PS. Erkennt man evtl. einen gewissen Zusammenhang zwischen der zukünftigen engen Zusammenarbeit in Bereichen Gasförderung und Fracking zwischen den europäischen Unternehmen und der Ukraine und den sich plötzlich immer intensivierenden Gesprächen über das Assoziierungsabkommen, Freihandelszone etc.? Mehr Infos in den nächsten Tagen.
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