Was hierzulande momentan nicht denkbar wäre, dass sich eine weitere Suchmaschine neben Google etabliert, kommt 2014 in Russland. Dort stark vertreten und im Einklang sind bisher Yandex, Google.ru und Mail.ru. Jetzt kommt ein weiterer Suchdienst hinzu.
SPUTNIK wird eine neue russische Suchmaschine heißen und dahinter steht kein Geringerer als das russische Telekommunikationsunternehmen Rostelecom. Das berichtete eine der größten russischen Zeitungen „Vedomosti“ unter Berufung auf mehrere russische IT- und Internetunternehmen.
Der scharfe politische Witz ist in Russland immer gefragt. Abgebildet ist: eine Collage mit Yandex Suggest für die Eingabe „Warum“, und zwar die „SPUTNIK-Version“ davon. Sprich zukünftige Vorschläge für „Warum“, so wie sie von SPUTNIK kommen werden.
Es sind unter Anderem Vorschläge zu sehen, wie „Warum sind wir alle so glücklich unter Putin“, „Warum beneiden uns andere Länder“, „Warum sollte man Einiges Russland wählen“ oder „Warum Nawalny der schlimmste Mensch ist“.
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Eine Staatssuchmaschine von Rostelecom
Derzeit wirbt Rostelecom Entwickler von diversen namhaften russischen IT-Unternehmen wie Yandex, Mail.ru oder Google ab, was Unternehmensvertreter auch bestätigen! Die neue Suchmaschine sollte Anfang 2014 fertig werden.
Was es an sich mit der „Staatssuchmaschine“ hat? Die Rostelecom AG ist das größte nationale Telekommunikationsunternehmen Russlands, Marktführer auf dem russischen Markt der Internetdienste, Eigentümer diverser staatlichen Lizenzen, die eine breite Palette von Telekommunikationsdiensten in allen Regionen der Russischen Föderation ermöglichen.
Das Unternehmen verfügt über das größte Kabelnetz Russlands mit der Gesamtlänge von etwa 500 Tausend Kilometer sowie über eine einzigartige Infrastruktur mit dem Zugang zu 35 Millionen russischen Haushalten. Heute machen in Russland mehr als 100 Millionen Menschen von unterschiedlichen Rostelecom Diensten Gebrauch. Der Umsatz von Rostelecom betrug 2012 122 Milliarden Rubel.
Was nicht direkt auf der Oberfläche liegt, aber Russlandkenner bereits vermuten: der Hauptaktionär von OAO „Rostelecom“ ist der russische Staat, der über OAO „Svyazinvest“, und die Vnesheconombank 53,2% der Stammaktien des Unternehmens hält.
Aber es kommt noch dicker, und zwar…
Vermarktung „a la russe“
Nichtsdestotrotz, eine Suchmaschine ganz so aus dem Nichts einzuführen dürfte nicht so ohne Weiteres funktionieren.
Zur Verbreitung der Suchmaschine und ihrer schnellen Akzeptanz werden auf allen staatlichen Rechnern, wie beispielsweise bei Behörden, Regierungen und im öffentlichen Bereich, ausnahmslos die neue Suchmaschine in der Standardeinstellung installiert und als verpflichtendes Arbeitsmittel vorgeschrieben – eine staatlich vorgeschriebene Suchmaschine quasi! Wow, das nenne ich „Geschäfte auf russische Art machen“ [Ironie aus].
Hoffentlich kommt es nicht irgendwann zu einem neuen Zensurstreit oder etwas Ähnlichem, wie es damals zu dem Zensurstreit zwischen Google und der chinesischen Regierung kam.
Das gesamte Projekt wird von der Rostelecom auf drei Jahre angelegt, wobei allein schon zwei Jahre in die Vorentwicklungsphase eingeflossen sind. Bislang sind bereits 20 Millionen US-Dollar in die Suchmaschine investiert worden. Die staatliche Gesellschaft ist der größte Spieler auch auf dem russischen Markt der IT-Dienstleistungen. Weiterhin verfügt die Rostelecom über viel Erfahrung bei der Umsetzung von Projekten, wie E-Government-Systemen.
Eine Investition von 20 Millionen US-Dollar dürfte als eine nicht unerhebliche Größe darstellen und gepaart mit der Erfahrung des Staatsunternehmens völlig ausreichen. Für den erfolgreichen Einstieg ins Geschäft dürfte das genügen. Geplant ist die Standardeinstellung auf sage und schreibe 4 Millionen Behördenrechnern in russischen Amtsstuben, was Sputnik direkt zur viertgrößten Suchmaschine auf dem russischen Markt macht.
Zum Vergleich: in die Entwicklung der Produkte und Suchdienste hat Yandex nur im Jahr 2012 über 140 Millionen US-Dollar investiert.
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