Der 5. Dezember war kein gewöhnlicher Tag, denn Alexander Sadovsky von Yandex hat angekündigt, dass Russlands größte Suchmaschine ab sofort bei allen gewerblichen Suchanfragen, sämtliche Links komplett außer Acht lassen wird (wir berichteten). Das Prinzip, wonach Websites ein Ranking nach dem Empfehlungsprinzip erhielten, gehört in Russland spätestens ab 2014 der Vergangenheit an.
Suchmaschine ohne Links
Diese Aussage Sadovskys wurde zunächst für eine „Zeitungsente“ gehalten. Doch mittlerweile hat sich in russischen SEO-Kreisen herumgesprochen, dass es ernst gemeint wird. Die Erklärung über den Verzicht auf Backlinks hat so viele Fragen aufgeworfen, dass Yandex sogar die Mini-FAQ veröffentlicht und die Fragen diverser Webmaster nach der Zukunftsprognose beantwortet hat. Natürlich hat diese Änderung eine gewaltige Auswirkung auf alle Prozesse rund um SEO Yandex und Russland.
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Ein Tag nach dem die Bombe geplatzt ist, gibt es die ersten Einschätzung zur veränderten Situation und erste Zweifler, ob wirklich Backlinks völlig aus dem Algorithmus zu streichen sind. Erste Stimmen werden laut, die jetzt schon prognostizieren, dass ein sehr hoher Anteil der russischen Websites betroffen ist – und wenn das eintreten würde, könnte Yandex mit nur noch 150.000 Sites „ohne Bedenken“ arbeiten.
Hier erste Expertenmeinungen (nach 05.12.2013)
Ein führender Analyst von „Search Analystics“, Sergei Lyudkevych will nicht so recht daran glauben, dass bestimmte Rankingfaktoren gar nicht mehr arbeiten.
Früher haben die Yandex Algorithmen Backlinks berücksichtigt und das hat gut funktioniert, die Suchergebnisse von Yandex waren größtenteils sehr relevant. Werden Backlinks abgeschafft – wirkt sich das auf die Qualität der Suchergebnisse aus, und zwar negativ
– meint er.
Yandex hat sowieso ganz andere Ranking-Kriterien für kommerzielle Websites. Man weiß nie, was Yandex Ingenieure sich noch einfallen lassen, aber irgendetwas wird dann relevanter werden, wenn die Backlnks an Relevanz verlieren. Wir werden schon nicht arbeitslos werden
– sagt Lyudkevych.
Evgeny Trofimenko, Analytiker und SEO-Experte schenkt den Worten Sadovskys ebenfalls keinen Glauben, dass Ranking ganz auf Links verzichten kann, auch bei kommerziellen Sites. Er verstehe es auch nicht, dass man erst vor kurzem einen neuen „pinguinähnlichen“ Filter AGS-40 präsentiere, um dann Links beim Ranking komplett zu streichen. Das mache keinen Sinn.
Alexey Terekhov ist sich sich, dass Links nicht völlig aufgehoben werden.
„Links sind die Grundlage, das, auf was Internet aufgebaut ist und auf was nicht so einfach verzichtet werden kann. Dass Yandex Links völlig abschafft ist völlig unsinnig. Es scheint mir, dass wir über die Einführung eines neuen Filters reden und nicht über die komplette Abschaffung.
In jedem Fall wird das von Grundsatz her dazu führen dass SEOs sich auf Bereich Backlinkaufbau nicht so stark konzentriert und gewisse Bereiche wie den Contentaufbau oder Inbound Marketing mehr fördern. Linkbörsen werden aber nicht sterben, denen wird es weiterhin gut gehen.“
Unterstützt wird die Idee auch von Dmitry Sevalnev, dem Leiter der SEO- und Werbeagentur Pixel Plus. Er glaubt, dass es immer noch eine Anzahl von Referenzfaktoren geben wird, wahrscheinlich als interne Faktoren. Besonders betroffen werden Anchortexte, aber Backlinks und PR bleiben. Dmitry glaubt, dass nach der Abschaffung der Druck mehr auf soziale Faktoren gehen werde, hier soziale Netzwerke.
Alexey Ivanov, CEO von ISEE Marketing:
„Diese Maßnahme war abzusehen und ich habe sie erwartet. Ich nehme diese Nachricht daher auch positiv auf, weil ich denke, dass der Linkaufbau so nicht weiter betrieben werden konnte. Viele Unternehmen haben folglich auch Angst, auf Linkkauf zu verzichten, weil sie Angst hatten, dass alles in sich zusammenbricht.
Wenn Yandex es tatsächlich schafft, die Wirkung von Links abzuschwächen oder komplett abzuschaffen, wird man in der Lage sein, finanzielle Mittel die man in den Linkkauf eingesteckt hat, anderweitig zu investieren. Beispielsweise um Websites, Usability, User Experience zu verbessern. Ich denke, dass aus Usersicht das RuNet viel benutzerfreundlicher wird.“
Was sagen russischen Linkbörsen dazu?
Dann trat Sergej Zyplakow auf, Vertreter einer der größten russischen Linkbörsen. Er fragte als erstes, ob es sich im Raum Leute befinden, die mit Linkhandel in Verbindung stehen. Dann sagte er, dass es nichts Außergewöhnliches passiert ist und Yandex den Linkhändlern diesen Krieg nahezu jedes Jahr erklärt.
Zum ersten Mal 2007, mit der Einführung des ersten AGS-Updates. Seit 2007 sind bereits 6 Jahre vergangen aber die Links funktionieren immer noch. Die letzte Ankündigung von Yandex ist nichts weiter als eine der üblichen Einschüchterungstaktiken der Suchmaschinen.
Ganz Russland ist im Linkhandel verwickelt
Außerdem präsentierte Sergei ein paar sehr interessante Zahlen. Es gebe im RuNet jetzt mittlerweile rund 1,6 Millionen aktive Websites, die zu einem sehr großen Teil, geschätzt werden rund 80-90 Prozent, bei 2-3 großen Linkbörsen im Linkhandel aktiv sind. Subtrahiert man die Anzahl der Websites, die Links verkaufen, auf die dann Yandex verzichten müsste, von der Gesamtzahl aller Websites im RuNet, bleiben nur 150.000 aktive, „saubere“ Websites im Runet übrig, mit denen Yandex arbeiten könnte.
Sergej glaubt auch, dass es jetzt schon kein Zurück mehr gibt und es zu spät sei, vom alten Kurs abzurücken, weil „ganz Russland im Linkhandel verwickelt sei“. Yandex hat es nicht geschafft, den Linkhadel abzubremsen bzw. im Kern zu ersticken. Der Punkt des nicht wieder Umkehrens ist längst passiert.
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